Immobilienkrise Niederlande – der niederländische Immobilienmarkt steckt in einer tiefen Krise, die Immobilienbesitzer, Banken und Bauunternehmen betrifft. Zahlreiche Hausbesitzer ächzen unter Bergen von Schulden, die viel höher, als ihre Häuser wert sind. Ihrerseits ersticken die Banken wegen immer mehr werdenden Baukrediten, die nicht vertragsgerecht bedient werden können, unter einem „Hypothekenberg“ von 670 Milliarden Euro. Bauunternehmen leiden letzten Endes unter die schiefe Lage des heimischen Häusermarktes, zumal ihre Umsätze dramatisch eingebrochen sind. Die statistischen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Preisverfall hat bereits 2008 begonnen und wird mittlerweile mit 30 Prozent beziffert, rund sieben Prozent davon allein im Jahr 2012.
Zu den betroffenen Geldgebern gehören die vier größten Banken der Niederlande: die ABN Amro, die ING, die Genossenschaftsbank Rabobank sowie die SNS Reaal. Am schlimmsten hat es die SNS Reaal erwischt, die Anfang Februar vom Staat für 3,7 Milliarden Euro gekauft wurde. Anlauf nahm die Katastrophe bereits 2006 durch die Übernahme der Immobiliengesellschaft Property Finance, die zuvor der ABN Amro gehörte. Das Motiv für die Verstaatlichung wurden die auf rund 2 Milliarden Euro angewachsenen Verluste der Tochter Property Finance. Der Grund dafür ist wiederum nicht allein der heimische Immobilienmarkt, sondern auch viele Verlust bringende Immobilienprojekte in Spanien.
Die Verstaatlichung von SNS Reaal hat dem Not leidenden Geldhaus weitere Probleme beschert. Zum einen habe die niederländische Zentralbank (DNB) gedroht, ihm Ende Januar die Banklizenz zu entziehen, falls es nicht binnen vier Tagen über 1,8 Milliarden Euro am freien Kapitalmarkt aufnehme. Zum anderen habe es nun infolge dessen auch noch eine Klage durch Anleger, die der DNB vorwerfen, dadurch die Verstaatlichung die Bank verschuldet zu haben, am Hals.
Zu den betroffenen Bauunternehmen gehört der international agierende in Rosmalen beheimatete Baukonzern Heijmans N.V. Bitter für das Bauunternehmen, das zu den drei in den Niederlanden führenden der Baubranche zählt, ist, dass seine Geschäfte im Vorjahr im Ausland viel besser gelaufen sind, als im Inland. In Belgien seien diese „prima“, in Deutschland immerhin „zur Zufriedenheit“ gewesen, wie der Vorstandsvorsitzende Bert van der Els die am 28. Februar veröffentlichten Geschäftszahlen kommentierte. Und diese Zahlen geben allen Grund zur Besorgnis: Im Jahr 2012 habe der Baukonzern einen bei 89 Millionen Euro liegenden Verlust und einen um rund 2 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz hinnehmen müssen. Kein Wunder, denn 2012 hat Heijmans nur 1081 Häuser verkauft, im Vorjahr seien es noch 1248.
Die katastrophale Entwicklung des Immobilienmarktes in den Niederlanden scheint auch einen politischen Hintergrund zu haben. Denn die erst seit November 2012 amtierende Koalition hat eine neue Regelung für den Immobilienmarkt vorgeschlagen, der zufolge der von der Steuer absetzbare Anteil der Hypothekenschuld gesenkt werden soll, und zwar bis zum Jahr 2042 stufenweise um 0,5 Prozentpunkte jährlich. Bisher waren Hypothekenzinsen zu 100 Prozent steuerlich absetzbar, wobei die Immobilienkäufer Baukredite von bis zu 106 Prozent des Immobilienwerts aufnehmen durften.