Mit der Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) am 2. Mai auf noch nie da gewesenen 0,5 Prozent wurde die Spaltung zwischen den Gefühlen der Sparer und denen der Kreditnehmer vertieft. Enttäuscht und verbittert durften die Anleger realisieren, dass die Zinsen für Sparanlegen postwendend noch tiefer einsackten. Indessen durften die Kreditnehmer so richtig triumphieren. Zumal auch die Zinsen für Kredite von dem Tiefzinsstand des Leitzinses generell nicht unbeeinflusst bleiben dürften.

Jedoch bewegen sich Kreditzinsen nach unten leider nie so schnell. Seit Langem sind zwar die Zinsen für Immobiliendarlehen ebenfalls auf einem extrem tiefen Stand. Aber die Hoffnung der Bauherren, dass sie infolge der jüngsten Leitzinssenkung noch mehr fallen werden, wird ganz bestimmt nicht in Erfüllung gehen. Denn Bauzinsen werden vom Leitzins nicht beeinflusst.
 

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Leitzinssenkung – Höhe der Bauzinsen nur symbolisch an Leitzins gekoppelt

Dass die Banken nach Senkung des Leitzinses Guthabenzinsen gern, Sollzinsen hingegen ungern senken, ist allzu gut bekannt. Doch bei den Bauzinsen sieht es ganz anders aus und die Banken haben ausnahmsweise wenig damit zu tun. Aus welchem Grund die Leitzinssenkung keinen direkten Einfluss auf die Baufinanzierungszinsen hat, erläutert Stephan Gawarecki, der Vorstandssprecher des im Bereich Baufinanzierung etablierten Unternehmens Dr. Klein & Co. AG. Rein äußerlich und demnach sozusagen nur „symbolisch“ sind die Bauzinsen an den Leitzins – das heißt, an dessen Bewegungen – gekoppelt.

Doch eine unmittelbare Beeinflussung ist nicht wirklich gegeben. Genauer gesagt hat der aktuelle historische Tiefstand des Leitzinses keine reale Bedeutung für den Tiefstand der Bauzinsen in Deutschland. Dieser ist viel mehr durch die Schuldenkrise in der Eurozone zu erklären.

Die Bauzinsen sind niedrig, werden aber weiter schwanken

Das Phänomen, warum die Bauzinsen in den vier Wochen vor der Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank Anfang Mai erst gesunken, danach aber erneut auf den Stand von Anfang/Mitte des Vormonats angestiegen sind, ist damit enträtselt. Weiter heißt es, Dr. Klein geht davon aus, dass die Bauzinsen in Deutschland auch in der nahen Zukunft schwanken werden. Und zwar, weil „die Entwicklung der Baufinanzierungszinsen in Deutschland nach wie vor eng mit der Schuldenkrise in Europa verbunden ist“, so Stephan Gawarecki weiter.

Die richtigen Entscheidungen für morgen schon heute treffen

Daher ermutigt Gawarecki die Immobilienfinanzierer, sich dadurch nicht verunsichern zu lassen, denn „historisch gesehen war es noch nie so günstig, eine Immobilie zu finanzieren“, so die Meinung des Experten. Entscheidend seien hierbei die sichere Planung sowie die „auf die Situation des Kunden zugeschnittene Zinsbindung“. Empfehlenswert ist eine möglichst lange Zinsbindung, kombiniert mir höchster Flexibilität, durch verbindlich vereinbarte Sondertilgungen und optionale Tilgungssatzanpassungen, und zwar während der gesamten Darlehenslaufzeit.

Das Ziel der jüngsten Leitzinssenkung ist, den Kreditinstituten noch günstigeres Kapital zur Verfügung zu stellen. Dieses sollten sie in Form von Krediten nicht nur für Privathaushalte, sondern viel mehr für Unternehmen einsetzen. Insbesondere für Firmen in den am stärksten von der Schuldenkrise betroffenen Ländern wie Griechenland und Portugal, Italien und Spanien. Leider ist das Ziel bisher verfehlt. Das billige Geld nützt nicht den Firmen, sondern nur den Kreditinstituten und den Schuldenländern, die sich dadurch zu günstigeren Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren.

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