EZB EuroLange hat sie gezögert, nun hat sie es doch getan: Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins auf den bis heute tiefsten Stand seit der Einführung der Gemeinschaftswährung gesenkt. Auch die Baugeldzinsen haben dadurch noch einen Sprung nach untern geschafft.

Laut der Interhyp, des größten Vermittlers von privaten Baufinanzierungen in Deutschland, liegen die Zinsen für Immobilienkredite mit einer 10-jährigen Zinsbindung im Schnitt bei sagenhaften 2,3 Prozent.

Dem Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens Michiel Goris zufolge ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinssenkungen eher minimal. Mittel- bis langfristig gesehen sind eher Zinserhöhungen zu erwarten. Denn nach der kurzzeitigen Steigerung zu Jahresbeginn haben die Baugeldzinsen binnen drei Monaten den derzeit extrem niedrigen Stand erreicht.
 

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Aktuelle EZB-Leitzinssenkung – wie Bauherren die Gunst der Stunde nutzen können

In Anbetracht der aktuellen Zinstieflage lautet die eindringliche Empfehlung von Goris wie folgt aus: Potenzielle Immobilienkäufe, der Finanzierungen benötigten, „sollten die historisch günstigen Zinsen möglichst langfristig sichern.” Denn nur so können sich Darlehensnehmer gegen die finanziellen Risiken, die Zinserhöhungen bergen, absichern.

Die Interhyp Experten raten potenziellen Bauherren, sich für Finanzierungen mit 15-jährigen oder sogar 20-jährigen Zinsbindungen zu entscheiden. Um schon beim Vertragsabschluss „die Weichen für eine rechtzeitige Schuldenfreiheit zu stellen“, sollten Darlehennehmer außerdem vom Anfang an möglichst hohe Tilgungsraten vereinbaren, so die weitere Empfehlung von Goris.

Der Leitzins der EZB verbilligt Baukredite indirekt

Zwar führt die aktuelle EZB-Leitzinssenkung nicht direkt zum aktuellen Allzeittief des Baugelds in Deutschland. Doch der Leitzinssatz hat eine entscheidende positive Wirkung darauf. Denn der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken selbst bei der Zentralbank Geld leihen können. Die Höhe des Leitzinses beeinflusst demnach die Zinssätze für die Bankprodukte: sowohl für Geldanlagen als auch für private Kredite, allerdings nur für kurzfristige Darlehen.

Hohe Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen sorgt für niedrige Bauzinsen

Die Immobilien-Darlehen sind langfristige Kredite, deren Zinsen von anderen Faktoren beeinflusst werden, nämlich von den Konditionen der langfristig laufenden Wertpapiere (Staatsanleihen und Pfandbriefe). Aufgrund der sehr starken Nachfrage nach deutschen Pfandbriefen und Staatsanleihen sind die Zinsen, die Anleger für diese zu bezahlen haben, in den vergangenen Monaten gefallen.

Die Zinsen für 10-jährige Pfandbriefe, die maßgeblich für die Zinsentwicklung der Baukredite in Deutschland sind, erreichten Anfang dieser Woche ein neues bei 1,6 Prozent liegendes Rekordtief.

Die Kehrseite der Medaille „Nullzinspolitik der EZB“

Die Tiefstände des Leitzinses haben allerdings einige unerfreuliche Folgen für die Deutschen und Deutschland. Geldanleger bestrafen diese mit Mini-Zinsen, die den privaten Anlegern das Geldsparen vermiesen, zumal die Zinserträge nicht einmal die Inflation ausgleichen können. Die niedrigen Bauzinsen verleiten zum Erwerb von überteuerten Objekten, welches zu Immobilienblasen führt, denn die Zinsen werden steigen, während die Immobilienpreise zugleich fallen werden.

Für Deutschlands stabile Konjunktur sind die niedrigen Zinsen eher schädlich als nützlich. Finanzexperten zufolge spiegelt die Geldpolitik von EZB-Chef Mario Draghi die Umlagefinanzierung der südlichen Länder durch die Nordländer der Eurozone wider.

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